Der Souk in Tinghir um 1950
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Der Souk (Markt) in Tinghir hat eine hundertjährige Tradition.
Am Anfang lag er an der südlichsten Ecke des Ksars, in der Nähe des Ortsteils Ait Barra. Im Jahre 1930, nach Aussage
des Leutnants Beaurpère, wurden hier jeden Montag 120 bis 200 Schafe, 30 bis 40 Rinder, Esel und Maultiere verkauft,
dazu noch Nahrungsmittel und andere Gebrauchsgegenstände.
Später wurde der Souk etwas westlich vom Ksar Tinghir angesiedelt, bevor
er vom Zentrum an den heutigen Standort verlegt wurde. Dessen ungeachtet fand der Souk bis ins Jahr 1990 immer noch jeden
Montag an seinem Ursprungsort statt und wurde “Souk Tahtani” oder der “Untere Souk” genannt.
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Viehmarkt am Samstag
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Heute findet der Viehmarkt auf einem Nebenplatz,
westlich des großen Souks, am Samstagmorgen statt. Bis heute ist es ein traditioneller Markt mit unzähligen
Kühen, Schafe, Ziegen, Esel und Maultieren. Ebenfalls wird hier das nötige Zubehör verkauft, wie Satteltaschen,
Beschläge und Hufeisen und man sieht Lastwagen hoch mit Stroh beladen, welches für Tierfutter bestimmt ist.
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Wochenmarkt am Montag in Tinghir
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Der große Wochenemarkt findet auch heute immer noch am
Montag statt, und liegt 3km außerhalb des Zentrums an der Hauptstrasse Richtung Ouarzazate.
Das Gelände ist in vier, von breiten Wegen getrennte Sektoren aufgeteilt,
welche bei großem Andrang das Durchkommen von einem zum andern Ende erleichtern.
Auch wenn die Grenzen zwischen den Sektoren nicht sehr klar sind, ist doch jeder
Sektor auf bestimmte Produkte oder Tätigkeiten spezialisiert, wie es schon seit jeher bei marokkanischen
Märkten Tradition war.
Gewohnheitsmäßig findet man im West-Teil des Souks Gemüse,
Getreide und neue Industrieprodukte; der Ost-Teil ist für Handwerksgegenstände und landwirtschaftliche Erzeugnisse,
wie Datteln und Oliven, reserviert.
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Gemüsemarkt in Tinghir
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Im nordwestlichen Teil werden vor allem Obst und Gemüse
verkauft. Allerdings stammt der geringere Teil aus der Region, der Grossteil wird auf Lastwagen aus Agadir und dem Sousstal
hergebracht. Die Waren treffen am Sonntagmorgen in Tinghir ein und werden noch am gleichen Tag den Grossisten angeboten.
Erst am Montag können die Leute für den Hausgebrauch per Kilo einkaufen.
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Kornmarkt in Tinghir
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Der Kornmarkt ist ebenfalls von großer Bedeutung.
Er liegt auf einer offenen Fläche, wo das Saatgut in Säcken gelagert wird, sodass es auch bei Regen verkauft
werden kann. Bei schönem Wetter wird die Ware auf großen Plastikplanen ausgebreitet.
Außer dem reichlich vorhandenen Weizen werden auch Gerste, Mais, Saubohnen
und manchmal auch Linsen angeboten.
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Maß zum Verkauf von Korn
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Das Saatgut wird nicht nach Gewicht, wie Gemüse und Obst verkauft,
sondern nach Mass. Ein Behälter aus Metall, genannt “al abra », "das Maß",
wird randvoll gefüllt, anschließend in einen Sack umgeschüttet, sodass der Kunde alles bequem nach Hause
tragen kann.
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Kleidermarkt in Tinghir
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Das große Angebot an Bekleidung findet man nicht in einem
bestimmten Sektor; Kleider werden zwischen Gemüse und Getreide feilgeboten. Hier gibt es alles, was immer das Herz begehrt:
Djellabas, Jeanshosen, Röcke, Damenkleider und auch aus Europa importierte „second-hand“ Ware.
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Sandalen und Schuhe
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Dasselbe gilt auch für Schuhe und Sandalen, die meisten aus
Plastik oder Kautschuk, in allen Farben und Größen.
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Matten und Matratzen auf dem Souk in Tinghir
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Geflochtene Matratzen und Matten aus Plastik
und einige Möbel findet man im süd-östlichen Teil des Souks verteilt, zwischen verschiedenen andern Artikeln.
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Gegenstände aus Plastik
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Auch andere Gegenstände aus Plastik, wie Spielwaren
oder Deko-Blumen fehlen nicht und verleihen dem Markt etwas Fröhliches und Farbe.
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Küchenutensilien
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Ebenfalls im südöstlichen Sektor kann man
Küchenutensilien und Haushaltsgegenstände, wie Koch- und Kuskustöpfe,
Teekannen, Gläser, Teller, Serviertabletts und viele andere Gebrauchsgegenstände aus Aluminium, Keramik, oder
Glas erstehen. Fast alle diese Artikel werden in Fabriken in Casablanca, der grössten marokkanischen, an der
Atlantikküste liegenden Stadt, hergestellt.
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Tabletts und Teekannen
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Die typischen Teekannen und die traditionellen Serviertabletts
aus Messing sind an ihrem eigenen kleinen Standort im südöstlichen Sektor aufzutreiben. Der größte Teil
davon kommt aus Fes.
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Eisenwaren
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Ebenfalls erhältlich sind Eisenwaren mit einem großen
Sortiment an verschiedenen Werkzeugen für Schreiner, Maurer, Schweißer, Klempner, wie auch für die Landwirte.
Die meisten davon werden in China hergestellt und kommen per Lastwagen aus Casablanca.
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Schmiedewerkzeuge aus Tinghir
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Es gibt auch von den, in Tinghir ansässigen Schmieden, in Handarbeit
hergestellte Werkzeuge zu kaufen; im besonderen Sicheln, Pickel, Schaufeln, Hämmer, Hacken und die
fürs Teppichknüpfen benötigten Geräte.
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Schrott und andere Gebrauchtwaren
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Von großer Bedeutung ist auch der Gebrauchtwarenmarkt.
Der größte Teil der Waren wird von den Emigranten aus Europa mitgebracht und sind unter dem,
vom spanisch abstammenden Wort “Chattarra”, Schrott bekannt. Von Radiorekordern Pfannen, über Schuhe,
Spielwaren, Nähmaschinen, Lampen, Koffer, Computer usw. gibt es alles zu erstehen...
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Fahrräder
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Bei den, von Emigranten mitgenommenen Waren, belegen die gebrauchten
Fahrräder einen wichtigen Platz. Es gibt sie in allen Kategorien und Größen, und da die
Kundschaft vorwiegend aus nicht so betuchten Ober-Schülern besteht, sind die Räder zu einem günstigen Preis
zu bekommen.
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Bäume und Pflanzen
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Ungefähr in der Mitte des Souks oder auch manchmal am Rande, findet
der Verkauf von Bäumen und Pflanzen statt. Es handelt sich vorwiegend um Oliven- und Obstbäume,
wie Aprikosen, Pfirsiche, Orangen, Mandeln und viele andere mehr. Zeitweise gibt es auch Blumen und andere dekorative
Pflanzen im Angebot.
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Saatgut für Luzernen
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Natürlich sieht man auch Saatgut für jegliche
Gemüsesorten und die verschiedenen Luzernenarten, wie die aus dem Todratal, jene aus dem Tafilalet und sogar eine aus
China importierte Art...
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Datteln
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Einen sehr wichtigen Teil nehmen während der Erntezeit im Oktober die
Datteln im nordöstlichen Teil des Souks ein; es gibt sie in sehr unterschiedlicher
Qualität und Preisen.
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Dattelkerne
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Sogar die Dattelkerne werden als Tierfutter vermarktet.
Sie werden wie das Getreide per Maß “abrat” verkauft.
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Schwarze Oliven
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Die zur Ölproduktion vorgesehen Oliven nehmen im
Dezember den, von den Datteln hinterlassenen Platz ein. Trotzdem, ein paar Händlern begegnet man das ganze Jahr auf
dem Souk. Übrigens werden auch die Oliven per Maß verkauft.
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Gewürzstände
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Die Gewürze hingegen werden nach Gewicht
verkauft und mit einer Präzisionswaage abgewogen. Die meist verlangten Gewürze sind schwarzer Pfeffer,
roter Pfeffer, Kreuzkümmel, Safran, Zimt und Ingwer; jedes in unterschiedlicher Farbe, was den Gewürzständen
einen sehr reizvollen Anblick verleiht.
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Salzblöcke
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Das Steinsalz wird in Blöcken verkauft und ist
vorwiegend für die Viehzucht (damit die Kühe mehr trinken und ihre Milchproduktion erhöhen) und
für verschiedene Handwerke bestimmt.
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Eier und Geflügel
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Eier, Geflügel und dann und wann auch ein paar Kaninchen
sind an einem speziell vorgesehenen Bereich im Nord-Ost Sektor untergebracht, nicht weit vom Haupteingang entfernt. Die Tiere
werden lebend verkauft und vom Käufer bei sich zu Hause geschlachtet.
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Verkauf von Fettstücken
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Fettstücke sind ein weiteres, von der lokalen
Bevölkerung begehrtes Nahrungsmittel, welches zur Zubereitung gewisser Gerichte verwendet wird. Das Fett wird per
Kilo verkauft.
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Hennablätter
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Auf Henna in Blätter oder Pulverform sind die
Frauen sehr erpicht. Sie brauchen es um ihre Haare zu pflegen und zum Schutz ihrer Hände und Füße.
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Nussbaumrinde
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Ein weiteres traditionelles und noch sehr gängiges Kosmetikprodukt ist
die Nussbaumrinde, mit welcher man sich Zähne und Lippen abreibt.
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Schals und Schminkprodukte
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Frauen sind auf dem Souk in Tinghir selten zu sehen, die meisten Händler und
Kunden sind Männer, außer bei den Kosmetikständen und den Schönheitsprodukten findet man die
Frauen als Käuferinnen und dann und wann sogar als Händlerinnen.
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Blasebälge aus Tinghir
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Das lokale Handwerk beansprucht einen beträchtlichen Teil des
nordöstlichen Sektors. Das für Tinghir typische Handwerksprodukt sind die Blasebälge,
welche bei den Einheimischen vor allem bei der Bergbevölkerung sehr begehrt sind.
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Töpferwaren von El Hart
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Auf dem Wochenmarkt in Tinghir werden auch die Töpferwaren
von El Hart n’Laamine angeboten, wie Kuskusplatten, Schüsseln zum Brotteig kneten, Aschenbecher, Kerzenständer,
Krüge und andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs.
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Satteltaschen und Körbe
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Das Flechten von Hanf, Palmblättern und sogar von Plastik
ist reichlich verbreitet. Im Angebot gibt es vor allem Satteltaschen für Esel und große, vielfach verwendbare
Körbe.
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Eimer aus alten Autoreifen
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Eine Wiederverwendung finden alte Autoreifen, daraus werden
Gummi-Eimerherstellt, z.B. um Wasser aus dem Brunnen heraufzuziehen oder für Bauarbeiten.
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Lederbeutel zur Herstellung von Molke
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Beutel aus Ziegenleder, an drei Holzstäben festgemacht,
sind sehr gebräuchlich zur Herstellung von Molke. Jedoch werden sie heute immer mehr durch Plastikbehälter ersetzt,
die mechanisch geschüttelt werden.
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« Antiquitäten » für Touristen
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Im Souk von Tinghir gibt es auch ein paar Stände für Touristen.
Ein Anzeichen ist immer die Anwesenheit eines, in die charakteristischen blauen Tücher der Sahara
eingehüllten Händlers.
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Café im Souk von Tinghir
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Und um sich nach dem Bummel durch den belebten Souk etwas zu erholen, gibt
es einige, einfache typische “Cafés”, entweder ambulante mit Schilfrohr bedeckt oder fest
gebaute kleine Lokale am Rande des Souks. Überall wird der süße Minztee in den hübschen
Teekännchen serviert..
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