Die Töpferei von El Hart n'Iaamine
Haupteingang des Ksars
Gasse im Ksar El Hart n’Iaamine
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Legende über die Gründung von El Hart n’Iaamine
(nach Moha Qeddi, dem ältesten Einwohner von El Hart n'Iaamine)
Nach Erzählungen war der erste Einwohner ein Töpfer namens Imizi,
er kam mitten des 18. Jhdt aus Tamegrout im Draa-Tal nach El Hart. Der Mann wurde sehr herzlich vom Stamm der Ait Hemmi von
Amezrou empfangen und man bot ihm einen Platz an, wo er sein Haus und seine Töpferwerkstatt bauen konnte. Jedoch als
seine Kinder erwachsen wurden, bekamen die Ait Hemmi Angst, dass die Auswärtigen die Oberhand bekämen, und verjagten
ihn von ihrem Landstrich.
So suchte sich die Familie einen neuen Zufluchtsort im Ort Tinigoumadène.
Hier baute er ein Haus ohne Türen und um hineinzukommen, musste man mithilfe eines Seils über die Mauer klettern.
Der Grund war die Angst vor dem Löwen, der zu jener Zeit in der Region wütete.
Später zog auch Mansour, der Bruder des Töpfers in die Gegend und
zusammen bauten sie ein größeres und noch sicheres Haus mit einer neuen Töpferwerkstatt.
Sehr gastfreundlich empfingen sie mehrere Familien die um Erlaubnis baten in der Nähe ihre
Häuser zu errichten und so entstand “El Hart n’Imziouen“.
Als das kleine Dorf sich auf über dreißig Häuser ausgedehnt hatte,
begannen die Konflikte mit den Ait Hemmi von Amzaourou. Die Töpfer riefen ihre Angehörigen aus Tamegroute zu Hilfe und so
entwickelte sich El Hart zum mächtigsten Ksar im Todratal.
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Nebeneingang zum Ksar
Verkauf von Töpfereiwaren aus El Hart
Durchkneten der Erde
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El Hart n’Iaamine Anfang des 20. Jahrhunderts
Im Jahre 1930 schrieb Leutnant Beaurpère über El Hart n'Iaamine :
«Großer Ksar am linken Ufer und mit Tinghir einer der
größten im Todratal. Seine Bevölkerung besteht aus neun Sippschaften aufgeteilt in zwei Gruppen.
1. Gruppe - Ait Ameur : sind unterteilt in Ait Abdelmalek, Ait Mhand Ou
Ameur, Ait el Khoukh, Ikeddaren [Töpfer] und Ait Chaib.
2. Gruppe - Ait Mansour : sind unterteilt in Ait Ali Ou Saïd, Ait Ali,
Ait Ichou und Igourramen.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt waren die Harratine von El Hart der Lehnshoheit
der Ait Bou Iknifen (Ait Atta) unterworfen. Heute sind sie unabhängig wie alle Imazighen der anderen Ksours.
Der Stamm der Igourramen setzt sich aus den Mourabitine der Ait Sidi Mouloud,
deren Haupt-Zaouia im Draatal (Mezguida) liegt und den Arba Mia und Ait Seddrat des Dades zusammen, wo die Tochter-Zaouia
sich in Ait Youl befindet. Diese Mourabitine bestehen aus 30 Haushalten.
Moqqadem (Stellvertreter der Behörden) : Sidi Mhamd ben Abderrezar.
Es ist auf die Anwesenheit einiger Chorfa (Nachkommen des Propheten) von
Ouezzan hinzuweisen, die sich vor etwa 20 Jahren in El Hart niedergelassen haben.
In El Hart n’Imziwane gibt es zwei Moscheen. Im Innenhof der
Größeren befindet sich ein riesiger Tamariskenbaum».
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Mischen der drei Mineralien
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Die Töpferwaren von El Hart
Die Produktion beruht auf der Herstellung verschiedener Gebrauchsgegenstände,
vor allem Töpfe für den Küchengebrauch. Erkennen kann man die Töpfe von El Hart vor allem durch die
natürliche ockerfarbene Glasur, welche durch das Mischen dreier Mineralien entsteht: Quarz (SiO2), Bleisulfat (PbS)
und tonhaltigem Sandstein, der Eisenoxid (Fe2O3) enthält.
Wie alle Handwerke entwickelte sich die Töpferei von El Hart im Ablauf
der Jahre und passte sich den neuen Bedürfnissen an. Wenn früher Wasserkrüge hergestellt wurden, so sind es
heute vorwiegend Tajinetöpfe, Kerzenständer und Kocher für die Campinggasflaschen. In den letzten Jahren
begann man auch, Kacheln herzustellen.
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Ruhender Lehmbrei
Sieben des Lehmbreis
Kneten des Lehms
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Herstellungsablauf
Die Töpfer von El Hart benutzen eine Mischung zu gleichen Teilen aus zwei
Sorten von Lehm. Die erste Sorte kommt aus dem Flussbett des Oued Todra, ist sehr fein und hat einen hohen Sandgehalt. Die zweite
Sorte stammt von einem Hügel nahe dem Dorf, hier müssen zuerst die Steine ausgesiebt werden.
Der Lehm wird mit Wasser in einem Becken vermischt und 15 Minuten ruhen gelassen.
Anschließend wird dieser Lehmbrei gesiebt und danach an einem dafür bestimmten Ort während einer Nacht
mit Plastik bedeckt liegen gelassen.
Am nächsten Tag wird dieser Lehmbrei, der bereits einen Teil des Wassers
absorbiert hat, mit den Füssen während längerer Zeit durchwalkt. Später, kurz vor dem Gebrauch wird er
nochmals mit den Händen geknetet.
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Arbeit an der Töpferscheibe
Arbeit an der Töpferscheibe
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Die Töpferscheibe
Die Fertigung der verschiedenen Gegenstände
geschieht mithilfe einer Töpferscheibe, deren Fuß in einem in den Boden gegrabenen Loch steht.
Der Töpfer sitzt am Boden und dreht die Scheibe mithilfe eines Fußpedals.
Sind die Gegenstände einmal in Form gebracht, werden sie mindestens drei Tage lang am Schatten getrocknet, bevor sie in den
Brennofen kommen. Sie an der warmen Sonne zu trocknen erhöht die das Risiko von Rissen. Die Gegenstände werden nur kurz v
or dem Auftragen der Glasur an die Sonne gelegt.
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Glasur auftragen
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Die Glasur
Um die Glasur herzustellen, muss man zuerst die drei Mineralien mit einer
Handmühle aus Stein mahlen. Einmal in Puderform wird das Gemisch mit Wasser verdünnt und vorsichtig über
die zu glasierenden und an der Sonne vorgewärmten Erzeugnisse gegossen. Anschließend werden sie im Ofen gebrannt.
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Der Brennofen
Ausräumen des Ofens
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Der Ofen
Das Brennen dauert je nach Gegenstand zwischen 5 bis 8 Stunden. Geheizt wird mit
trockenem Gestrüpp oder mit Holzspänen. Das Brenngut wird unten am Ofen in den Feuerungsraum eingefüllt.
Im Innern des Ofens werden die Töpferwaren, getrennt durch Trägerelemente aus Keramik, gestapelt und dann wird der
Brennraum mit Scherben abgedeckt. Der Töpfer lässt immer einen kleinen zu brennenden Gegenstand auf den Scherben,
um zu wissen, wann die Töpfe im Innern fertig gebrannt sind. Nun wird das Feuer ausgemacht und wartet, bis der Ofen
abgekühlt ist. Die fertigen Gegenstände und die Keramikträger, die oft ihre drei charakteristischen
Abdrücke hinterlassen haben, werden ausgeräumt.
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